Während mit dem Confed Cup die WM-Generalprobe für das kommende Jahr läuft, sind vergangene Nacht über 200.000 Menschen in ganz Brasilien auf die Straße gegangen um gegen die immensen Kosten zu protestieren, die wegen der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft auf das Land zukommen. Brasilien, ein Land zwischen Fussball-Euphorie und sozialen Protesten.
Viele Menschen assoziieren Brasilien mit Samba, Copacabana, Sonne, Strand und Urlaub. Millionen von Fussball-Fans weltweit erhoffen sich genau dieses Gefühl wenn sie kommendes Jahr zur Fussball-Weltmeisterschaft anreisen. Die wenigsten von Ihnen hätten mit jenen Bildern und Videos gerechnet, die seit vergangener Nacht aus Brasilien gesendet werden.
Mit der größten Massen-Demonstration seit über 20 Jahren haben mehr als 200.000 Menschen aus meist ärmeren Gesellschaftsschichten gegen die immensen Kosten für den Confed Cup und die WM-Endrunde im kommenden Jahr protestiert. Doch nicht nur der Fussball steht im Fokus, auch gegen die Korruption, Polizeigewalt und gestiegene Lebenshaltungskosten im Land wird demonstriert. Darüber hinaus wollen die Menschen auf ihre Probleme aufmerksam machen, wie etwa auf Zwangsumsiedlungen im Zuge der Stadionarbeiten.
„Die WM ist nur für Reiche“
Vor allem in Rio de Janeiro und Belo Horizonte machten die Demonstranten auf sich aufmerksam, in dem sie sich Straßenschlachten mit der Polizei lieferten. In der Hauptstadt Brasilia kletterten mehrere hunderte Personen auf das Dach des Parlaments.
Die Proteste, an denen sich vor allem junge Menschen beteiligten, begannen zunächst friedlich, bei denen die Menschen immer wieder riefen „Die WM ist nur für Reiche“. Im weiteren Verlauf fingen jedoch zahlreiche Demonstranten an, die Polizei mit Molotowcocktails zu bewerfen. Die Ordnungskräfte setzten daraufhin Tränengas und Gummigeschosse ein.
Die Politik und Verantwortlichen betonen, dass die Proteste bislang friedlich geblieben seien. Die TV-Aufnahmen bzw. Videos die man auf den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter zahlreich findet, sprechen jedoch eine ganz andere Sprache. Vor allem in Rio de Janeiro, wo sich allein 100.000 Menschen versammelten, soll es übereinstimmenden Medienberichten zu Folge zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen sein. Sportminister Aldo Rebelo lässt sich von diesen Vorkommnissen nicht abschrecken:
Wir werden es nicht zulassen, dass Demonstrationen die Ereignisse stören, die wir hier veranstalten wollen
Laut FIFA-Sprecher Pekka Odriozola möchte sich der Weltverband nicht in innerpolitische Geschehnisse einmischen
Wir respektieren die Demonstranten und ihr Grundrecht auf Meinungsfreiheit
Ohnehin sei die FIFA laut Odriozola nur dafür verantwortlich, was innerhalb der Stadien passiere.
Die WM-Generalprobe in Form des Confed Cups wird noch bis Ende Juni in Brasilien ausgetragen. Nach der „Mini-WM“ findet Ende Juli der Weltjugendtag der katholischen Kirche in Rio de Janeiro statt. Im kommenden Jahr ist Brasilien dann Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft, zwei Jahre werden in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele ausgetragen werden. Allein für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft rechnen Experten mit Kosten von umgerechnet rund elf Milliarden Euro.