Obwohl mittlerweile auch die englische Nationalelf nach dem 1:2 gegen Uruguay vor dem Ausscheiden steht, ist das Arsenal an ambitionierten europäischen Mannschaften in Brasilien noch lange nicht erschöpft: Neben Deutschland, der Niederlande und Italien haben unter anderem auch die Teams aus der Schweiz und Frankreich einen gelungenen Einstand bei der Weltmeisterschaft gefeiert. Nach den jeweiligen Auftaktsiegen scheint die Gruppe E zur Beute der beiden Nachbarn zu werden – folglich geht es beim direkten Aufeinandertreffen in Salvador am heutigen Abend (21:00 Uhr MESZ) bereits um den Gruppensieg.
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Tipp: Frankreich gewinnt gegen Schweiz → zur besten Quote 1,85 bei Interwetten
Die Franzosen sichern sich die Pole-Position
In vielversprechender Verfassung hatte sich am ersten Spieltag insbesondere die Equipe Tricolore präsentiert; bei dem standesgemäß deutlichen 3:0-Erfolg gegen Honduras geriet beinahe in Vergessenheit, dass unmittelbar vor der Abreise nach Südamerika die verletzungsbedingte Absage von Franck Ribery den Ex-Weltmeister schockte. Namentlich Karim Benzema tröstete die Grande Nation mit zweieinhalb Toren über den Ausfalls des besten europäischen Fußballers des Vorjahres hinweg: Während der Real-Goalgetter den ersten und dritten Treffer im Alleingang besorgte, war er darüber hinaus auch entscheidend am Eigentor vom zentralamerikanischen Keeper Valladares beteiligt.
Obwohl die Honduraner mit Sicherheit zu den dankbareren Gegnern der WM zu zählen sind, scheint sich somit zu bestätigen, dass mit den Franzosen wieder zu rechnen ist: Beim Traumstart in Porto Alegre erinnerte kaum etwas daran, dass die Endrunden-Teilnahme der „Blauen“ noch im vergangenen November nach der 0:2-Niederlage gegen die Ukraine im Playoff-Hinspiel auf der Kippe stand. Wurde der entscheidende 3:0-Triumph im Rückspiel als große Initialzündung gefeiert, hat sich das in Südafrika desaströs agierende Nationalteam in den folgenden Monaten tatsächlich herausgeputzt: Mit fünf Siegen und einem Unentschieden aus den jüngsten sechs Auftritten im Rücken, sollten nun auch die Eidgenossen nicht unbedingt zu fürchten sein.
Fragezeichen nach dem Auftaktsieg
Dies gilt nicht zuletzt auch deshalb, weil die „Nati“ nach ihrem Auftaktsieg über Ecuador ein reichlich zwiespältiges Fazit zog: Wurde einerseits der erst in der Schlussminute herausgeschossene Siegtreffer frenetisch bejubelt, konnte zugleich kaum einer der Nationalkicker mit seiner gebotenen Leistung so richtig zufrieden sein. Da die lange Zeit uneingespielt und übernervös wirkende Mannschaft in spielerischer Hinsicht vieles schuldig blieb, musste sich die Alpenrepublik fast ausschließlich auf ihre Willenskraft verlassen – diese sorgte dann immerhin dafür, dass der vermutlich schon vorentscheidende Dreier Sekunden vor dem Abpfiff doch noch erzwungen wurde.
Hitzfelds goldenes Händchen beschert drei Zähler
Ottmar Hitzfeld durfte allerdings erleichtert zur Kenntnis nehmen, dass keineswegs nur die Mentalität seiner Truppe WM-Tauglichkeit besitzt; auch die bei dem Turnier in Südamerika besonders bedeutsame große Kaderdichte scheint bei den Eidgenossen gegeben zu sein. Als die Schweizer nämlich nach dem Gegentreffer um den erfolgreich Einstand bangen mussten, konnte der frühere Bayern-Coach bedenkenlos die anfangs auf der Bank schmorenden Mehmedi und Seferovic ins kalte Wasser werfen – mit seinen beiden Treffern besorgte das Joker-Duo in der zweiten Halbzeit den entscheidenden Unterschied.
Wird die „Nati“ noch immer unterschätzt?
Auch darüber hinaus wirft sich jedoch die Frage auf, ob der zunächst etwas gemächlich anmutende Auftritt gegen die Ecuadorianer tatsächlich Anlass zur Besorgnis bot: Sieht man einmal davon ab, dass die kompakt verteidigende und schnell umschaltende „Tricolor“ prinzipiell unangenehm zu bespielen ist, haben die Schweizer zudem doch auch für den bislang einzigen Lichtblick in den zahlreich europäisch-südamerikanischen Duellen gesorgt. Während die Teams vom WM-Kontinent in den bisherigen sechs Partien ganze fünf Mal die Oberhand behielten, konnte nur der 2:1-Erfolg der „Nati“ für die Ehrenrettung der UEFA-Teilnehmer sorgen; die in den entsprechenden Vergleichen unterlegenen Mannschaften aus Spanien, England, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Griechenland können dagegen ein Lied davon singen, dass ein Match gegen die klimaerprobten „Gastgeber“ eine richtig undankbare Sache ist.
Prognose und Tipp der Redaktion
Diese gebotene Relativierung lässt den glücklichen Zittersieg der Schweizer aus unserer Sicht dann doch gleich in einem sehr viel freundlicheren Licht erscheinen, immerhin darf getrost damit gerechnet werden, dass die Franzosen im letzten Vorrundenspiel gleichfalls nur wenig Freude mit den Südamerikanern haben. Deshalb wäre es auch fatal, das knapp geschlagene Ecuador bereits vorschnell abzuschreiben – selbst der Sieger des heutigen Spitzenspiels kann sich in dieser engen Gruppe seines Aufstiegs vermutlich noch nicht restlos sicher sein. Dennoch wird mit einem Dreier natürlich schon einmal der rote Teppich in das Achtelfinale ausgerollt: Geht es dabei nach den Prognosen der Wettanbieter, wird sich die Equipe Tricolore mit Siegquoten um 1,85 die besten Karten auf die nächste Runde schnappen.
Die relativ eindeutige Favoritenstellung der Franzosen muss allerdings nicht nur den aktuellen Aussagen der Fußball-Weltrangliste widersprechen, in der „Les Bleus“ nur die Hacken des eidgenössischen Gegners zu sehen bekommen; auch das bislang letzte Aufeinandertreffen bei einer Endrunde lässt die Schweizer vermutlich nicht ganz unberechtigt auf ein gutes Ergebnis hoffen: Bei der WM 2006 konnte sich die „Nati“ immerhin ein Pünktchen sichern, welcher der Mannschaft dann in der Endabrechnung prompt den Gruppensieg bescherte.
Entsprechend gehen wir nicht davon aus, dass sich der von den Buchmachern erwartete eindeutige Spielverlauf ergibt: In einem engen Match wird es somit möglicherweise dem derzeit in Top-Form befindlichen Benzema vorbehalten sein, für den knappen Unterschied zu sorgen.