Schon vor dem direkten Aufeinandertreffen haben sich die Teams aus Chile und der Niederlande die Aufstiegsplätze in der Gruppe B gesichert: Nach dem Abdanken des spanischen Weltmeisters und dem unglücklichen Ausscheiden der tapferen Socceroos geht es nun in Sao Paolo „nur“ noch um den Gruppensieg. Ob dieser aber hilft, den gefürchteten Brasilianern im Achtelfinale aus dem Weg zu gehen, wissen vorab beide Seiten nicht – was insbesondere Bondscoach Louis van Gaal regelrecht auf die Palme bringt.
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Die Selecao hat die freie Wahl
Da die brasilianische Gruppe A erst in den heutigen Abendstunden ihren letzten Spieltag absolviert, kann es sich der Rekordweltmeister gewissermaßen aussuchen, ob er im ersten K.-o.-Spiel lieber der Elftal oder der Roja begegnen möchte: Sollte der Sieger der Gruppe B der Selecao möglicherweise etwas besser liegen, böte sich zumindest die Chance, das Resultat gegen die bereits gescheiterten Löwen aus Kamerun mit einem nicht ganz so erfolgreichen Auftritt passend zu machen. Der niederländische Trainer hat in dieser Terminierung eine klare Bevorteilung des Turnier-Favoriten erkannt – und sparte auf der gestrigen Pressekonferenz auch nicht mit Kritik: “Die FIFA spricht immer von Fair Play, und dann spielt sie immer mit solchen Tricks. Das ist nicht gut, das ist kein Fair Play. Warum zur Hölle tun sie das?”
Die Chilenen stehen unter Zugzwang
Da bislang aber noch nicht einmal der Aufstieg der Selecao gesichert ist, dürfte sich beim letzten Gruppenspiel der Gastgeber wohl kaum der Verdacht einer Wettbewerbsverzerrung ergeben: Folgerichtig spricht alles dafür, dass schlussendlich der Sieger der Gruppe B eine frühe Auseinandersetzung mit den Brasilianern vermeiden kann. Dank ihres bisherigen Torrauschs genügt den Niederländern dabei schon ein Unentschieden, um die Vorrunde auf dem ersten Platz abzuschließen – allerdings stellt sich nach den beiden spektakulären Auftaktsiegen die Frage, ob die trotz einer defensiven Fünferkette unglaublich torhungrig agierende Mannschaft überhaupt zu einer solchen Ergebnisverwaltung in der Lage ist.
Die Elftal muss auf van Persie verzichten
Für ein bisschen unfreiwillige offensive Zurückhaltung dürfte zumindest aber die Gelbsperre von Kapitän und Top-Torjäger Robin van Persie sprechen, der sich erst im Achtelfinale wieder an die Seite des bislang nicht minder gefährlichen Arjen Robben gesellen darf: Da es sich van Gaal bisher jedoch bedenkenlos erlauben konnte, den königsblauen „Hunter“ Klaas-Jan Huntelaar ohne jede Einsatzminute auf der Ersatzbank schmoren zu lassen, muss den Holländern um einen schlagkräftigen Angriff wohl dennoch nicht bange sein. Von den Chilenen wird dagegen auch am heutigen Abend wieder auf „Krieger“ Arturo Vidal gesetzt: Nachdem der Juve-Star zuletzt gegen die „rote Furie“ erstmals richtig ins Rollen kam, dürfte sich der 27-Jährige gegen die Oranjes erneut als ein heißer Anwärter auf die „Men-of-the-Match-Trophäe“ erweisen.
Wettanbieter erwarten ein ausgeglichenes Duell
Auch wenn es nach dem letzten Vorrundenspiel für beide Nationen in jedem Falle in Brasilien weitergeht, werden die ausgesprochen erfolgshungrigen Mannschaften somit kaum einen Grund zur Zurückhaltung erkennen können: Da hier wie dort längst Titelträume durch die Köpfe der Spieler spuken, sollten diese nun selbst im zur reinen Prestigefrage gewordenen „Duell der Ungewissheit“ eigentlich nur den Vollgas-Modus kennen. Halten die Teams, was die bisherigen Turnier-Auftritte versprachen, dürfte sich bestenfalls eine der hochklassigsten Partien der gesamten Weltmeisterschaft ergeben – vor der sich die Wettanbieter die Vorfreude offenbar nicht durch das Ausrufen eines Favoriten verderben wollen. Folglich lassen sich mit Siegen der Niederlande (Quote von 2,7) bzw. von Chile (Quote von 2,9) nahezu identische Gewinne erzielen; rettet die Elftal ihren knappen Vorsprung dagegen mit einem Unentschieden ins Ziel, gibt’s den 3,6-fachen Einsatz zurück.