Wenn sich die südamerikanischen Teams bei der WM in Brasilien schon partout keine Blöße geben wollen, dann ist es nur recht und billig, dass man sich fortan gegenseitig zu dezimieren beginnt: Nach den unwiderstehlichen Durchmärschen in der Vorrunde wird nun gleich am allerersten Achtelfinal-Tag nach Kräften aufgeräumt. Hieß es bereits am Samstagnachmittag im Duell zwischen der Selecao und Chile für eine Mannschaft Abschied nehmen, wird am Abend (22:00 Uhr MESZ) beim Kräftemessen zwischen Kolumbien und Uruguay erneut kräftig auf dem WM-Kontinent ausgesiebt.
Kolumbien glänzte – die Celeste biss sich durch
Allerdings wäre die Behauptung natürlich übertrieben, dass in der Gruppenphase alle Südamerikaner gleichermaßen überzeugten: Während den „Cafeteros“ nach 16-jähriger WM-Abstinenz in der Tat ein triumphales Comeback auf der großen fußballerischen Bühne gelang, schien sich die Celeste aus Uruguay in der „Todesgruppe“ D eher ein bisschen durchgemogelt zu haben. Nach dem misslungenen Auftakt gegen Costa Rica (1:3) ebneten erst späte Siege gegen England (2:1) und Italien (1:0) noch gerade eben so den Weg: Dabei konnte der WM-Vierte von Südafrika gleich in beiden Endspielen darauf bauen, dass der jeweilige Schiedsrichter dem benötigten Dreier zumindest nicht im Wege stand.
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*Ergebnis nach der regulären Spielzeit
Uruguay garantiert denkwürdige WM-Augenblicke
Hatte gegen die Three Lions zunächst Godin großes Glück, dass Carlos Carballo aus Spanien die fällige Ampelkarte stecken ließ, wäre der Italiener Marchisio im folgenden Match vielleicht auch mit einer einfachen Verwarnung genug gestraft gewesen. Erst nachdem sich die schon zuvor enttäuschende Squadra Azzurra aufgrund des harten Platzverweises in Unterzahl befand, gelang es dann der Celeste, die entscheidende Schippe draufzulegen. Dabei entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass der eigentlich für eine Sperre vorgesehene Godin den goldenen Treffer per Schulter-Kopfball markierte – schlussendlich sorgte jedoch der bissige Einsatz von Luis Suarez dafür, dass diese Personalie zur Randnotiz geriet.
Nach seinem neuerlichen Aussetzer hat der Torschützenkönig der Premier League nun in Brasilien schon deutlich mehr erlebt, als im Normalfall eine ganze Fußballer-Karriere zu bieten hat; wurde Suarez nach seinem Doppelpack gegen England noch – offensichtlich verfrüht – für seine Wandlung vom Saulus zum Paulus gefeiert, dürfte er nun nach seinem unerlaubten Zahneinsatz schätzungsweise frühestens wieder bei der Endrunde in Katar auf dem geheiligten WM-Rasen zu sehen sein. Für die Kolumbianer ist es dabei natürlich eine ausgesprochen gute Nachricht, dass sich die FIFA nach diesem Vorfall eine empfindliche Strafe gewiss nicht verkneifen kann: Schien die Celeste ihren Zenit ohnehin schon überschritten zu haben, muss Uruguay nun obendrein voraussichtlich auch noch auf seinen großen Heilsbringer verzichten.
Die Cafeteros walzten alles nieder
Den Kolumbianern dürften die „Verlustschmerzen“ des nächsten Gegners allerdings nur zu vertraut vorkommen; die verletzungsbedingte WM-Absage von Top-Torjäger Falcao hatte sich vor wenigen Wochen schließlich wie ein Alb auf die Seelen der Anhänger gelegt. Umso euphorischer wurde deshalb zur Kenntnis genommen, dass die „Cafeteros“ der Dienste der Stürmers gar nicht unbedingt bedürfen: Bei den drei verdienten Siegen gegen Griechenland (3:0), die Elfenbeinküste (2:1) und Japan (4:1) konnte zu keinem Zeitpunkt der Eindruck gewonnen werden, dass im Sturmzentrum eine klaffende Wunde zu verarzten ist.
Wettanbieter vertrauen auf den Gruppensieger
Nach der Vermutung der Wettanbieter werden es aber nicht einmal elf Freunde in den Reihen der Celeste verhindern können, dass sich die Kolumbianer im Achtelfinale als ein zu großer Brocken erweisen: So kommt Uruguay zwar der unbestreitbare Verdienst zu, einen ewigen deutschen Angstgegner aus dem Weg geräumt zu haben, dennoch spricht die Außenseiter-Quote von 4,0 dafür, dass die WM nun am Wochenende auch für die Elf von Oscar Tabarez zu Ende geht. Trumpfen die Cafeteros nämlich erneut mit eine geheimfavoritenwürdigen Leistung auf, gibt’s gerade einmal den doppelten Wetteinsatz zurück: Ist nach 90 Minuten dagegen noch alles offen, ist das zu konstatierende Remis mit bis zu 3,5 quotiert.
Qualität trifft auf unbändigen Überlebenswillen
Derweil die Top-Favoriten aus Brasilien und Argentinien die riesigen Erwartungen in der Vorrunde noch nicht im erhofften Maß erfüllten, taten sich die Kolumbianer vielleicht sogar als die stärkste südamerikanische Mannschaft der ersten Turnier-Tage hervor: Sowohl bezüglich der physischen Konstitution als auch des spielerischen Esprits scheint die Truppe von Jose Pekerman folglich auch dem Gegner aus Uruguay das entscheidende Stückchen voraus zu sein. Den erstmaligen Einzug in ein weltmeisterlichen Viertelfinale wird somit wohl allenfalls der nach wie vor unerschöpfliche Kampfgeist der Celeste verhindern können: Wurden bereits in der Vorrunde England und Italien buchstäblich niedergerungen, ist nun damit zu rechnen, dass die zu erwartende Sperre von Suarez die Mitspieler sogar noch enger zusammenschweißt.
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