Für Fußballfans auf der ganzen Welt steht mit dem Halbfinale zwischen Deutschland und Brasilien ein Festtag bevor. Der Gastgeber setzte sich im Viertelfinale gegen Kolumbien mit 2:1 durch und Deutschland gewann wiederum mit 1:0 gegen die französische “Equipe Tricolore”. Für viele Fans ist das Halbfinale eigentlich ein vorweggenommenes Finale, immerhin begegnen sich in dem Spiel die beiden Hauptfavoriten auf den Titel. Für Deutschland ist es die vierte Halbfinalteilnahme in Folge, ein Kunststück, das zuvor noch keiner Mannschaft gelungen ist. Auch wenn die Buchmacher das Spiel als ausgeglichen betrachten, hat Deutschland beste Chancen auf den Einzug ins Finale der WM 2014, da Brasilien den Sieg gegen Kolumbien sehr teuer bezahlt hat.
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*Ergebnis nach der regulären Spielzeit
Neymar fällt aus – Brasilien unter Schock
Einer der Kritikpunkte an Brasilien vor dem Spiel gegen Kolumbien war die offensichtliche Abhängigkeit von ihrem Stürmerstar Neymar. Immer wenn der Spieler, der normalerweise beim FC Barcelona zusammen mit Lionel Messi auf Torjagd geht, seine Leistung abrufen konnte, fiel das Spiel der Brasilianer insgesamt gleich wesentlich besser aus. Die berechtigte Einschätzung einer zu starken Fokussierung des brasilianischen Spiels auf Neymar wird nun zum Albtraum der Nation. Denn beim Anpfiff des Halbfinales am 8. Juli 2014 im Stadio Mineirao in Belo Horizonte wird Neymar nicht auflaufen.
Der Superstar musste nach einem rüden Einsteigen des Kolumbianers Juan Zuniga kurz vor Ende der Partie auf einer Trage vom Rasen getragen werden. Ein Bild, das sich ins kollektive Gedächtnis der Brasilianer eingraben wird. Schon in diesem Moment war klar, dass die Tränen von Neymar nicht nur den Schmerzen, sondern der Vorahnung auf eine schwere Verletzung und dem Ende bei dieser WM geschuldet waren. Die Nachricht der Ärzte in der folgenden Nacht, dass Neymar sich einen Lendenwirbelbruch zugezogen hat, beendete alle Hoffnungen auf einen Einsatz des Spielers gegen Deutschland.
Der vierfache Torschütze stellt einen Ausfall für Brasilien dar, der nicht zu kompensieren ist und die Chancen der Deutschen auf einen Sieg deutlich erhöht. Zudem muss der Trainer der Selecao, Luis Felipe Scolari, auf seinen Kapitän Thiago Silva verzichten, der im Spiel gegen Kolumbien für eine vollkommen unnötige Aktion, bei der er den kolumbianischen Torhüter David Ospina beim Abschlag behinderte, eine Gelbe Karte erhielt. Da es sich um seine zweite Gelbe Karte handelte, muss der Abwehrspieler nun in der wichtigen Partie gegen Deutschland pausieren und wird wahrscheinlich von Dante ersetzt, der ja bekanntermaßen in der Bundesliga für den FC Bayern München die Fußballschuhe schnürt.
Löw mit veränderter Taktik
Auch wenn Deutschland im Viertelfinale gegen Frankreich nicht brillierte, so gaben die Franzosen mehr Torschüsse ab und gewannen in der Bilanz mehr Zweikämpfe, erschien die Spielweise wesentlich kontrollierter, verglichen mit einigen vorherigen WM-Partien wie gegen Ghana oder Algerien. Ein Grund dürfte der Sinneswandel von Bundestrainer Jogi Löw gewesen sein, Kapitän Lahm nun wieder in der Abwehr spielen zu lassen. Der Druck auf den Trainer war anscheinend zu groß geworden, da fast das ganze Land diese Variante bevorzugt. Statt einer Viererkette mit ausschließlich Innenverteidigern konnte die bewährte Abwehrreihe mit Lahm auf der rechten Außenbahn sofort für mehr Stabilität sorgen. Speziell im Vergleich zu den Spielen bei der WM, bei denen die Position noch durch Shkodran Mustafi mehr schlecht als recht ausgefüllt wurde.
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Im Zusammenspiel mit Thomas Müller war die rechte Seite wieder deutlich belebender für das deutsche Spiel. Immer noch ausbaufähig in der Leistung bleibt aber die linke Seite mit Höwedes und Özil, die weniger zum Offensivspiel beitragen konnte. Speziell Özil blieb einmal mehr blass im Viertelfinale gegen Frankreich. Fraglich, ob Löw den Spieler weiterhin entgegen aller wachsenden Kritik von Beginn an gegen Brasilien aufstellen wird. Positiv verlief die Partie für Deutschland auch im Hinblick auf mögliche Sperren durch Gelbe Karten. Hierbei drohen keine Ausfälle für das Halbfinale und alle vorbelasteten Spieler wie Lahm, Schweinsteiger oder Khedira gehen durch die Regelung, dass die Verwarnungen nach dem Viertelfinale gestrichen werden, nun wieder mit weißer Weste in das anstehende Spiel. Ein echter Vorteil, denn bei der letzten WM 2010 in Südafrika stellte die Sperre für Thomas Müller im Halbfinale gegen Spanien sicherlich einen wichtigen Grund dar, warum die DFB-Elf am Ende als Verlierer vom Platz ging.
Deutschland hat noch eine Rechnung offen
Bisher standen sich die beiden Teams nur einmal bei einer Fußballweltmeisterschaft gegenüber. Allerdings handelte es sich bei dieser Partie um nicht weniger als ein Finale. Das Spiel bei der WM in Japan und Südkorea im Jahr 2002 ist vor allem auch durch die ebenfalls schmerzhafte Gelbsperre von Michael Ballack in Erinnerung geblieben, der im Finale nur zusehen konnte, wie das deutsche Team gegen Brasilien mit 0:2 verlor. Für Deutschland stellt die kommende Partie somit eine gute Gelegenheit dar, diese Finalniederlage zu rächen.
Ein Spieler auf deutscher Seite dürfte bei einer Aufstellung besonders motiviert sein. Die Rede ist von Miroslav Klose, der damals bereits in den Reihen der deutschen Mannschaft stand. Ob mit oder ohne Klose, die Nationalmannschaft hat durch die Ausfälle von Neymar und Thiago Silva sowie durch die neu gewonnene Sicherheit im eigenen Spiel optimale Voraussetzungen für einen Sieg. Den Deutschen sollte zusätzlich Mut machen, dass das letzte Spiel gegen Brasilien im Jahr 2011 mit 3:2 gewonnen wurde.