Auf dem Weg zur Fußball-WM 2010 in Südafrika und zur Fußball-EM 2012 in Polen und der Ukraine scheiterte Bosnien-Herzegowina zwei Mal in den Playoffs an Portugal. Doch auf dem Weg zur WM-Endrunde in Brasilien konnten die Bosnier mit etwas Losglück das direkte WM-Ticket lösen. In der Qualifikationsgruppe G setzte man sich gegen Griechenland, Slowakei, Litauen, Lettland und Lichtenstein durch.
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Am Ende lief es auf einen Zweikampf mit den Hellenen hinaus, der erst am Spieltag zu Gunsten er Bosnier entschieden wurde, die nach acht Siegen, einem Remis und nur einer Niederlage zwar genauso viele Punkte wie die Griechen hatten (25), dafür aber die deutlich bessere Tordifferenz vorweisen konnten (24:8). Bosnien-Herzegowina wird in Brasilien als WM-Debütant an den Start gehen.
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Die bosnisch-herzegowinische Nationalmannschaft
Ein Großteil der bosnischen Nationalspieler verdient sein Geld im Ausland, viele davon in den Top-Ligen Europas in England, Deutschland, Italien oder Spanien. Die WM-Debütanten spielen bereits seit geraumer Zeit zusammen und werden als goldene Generation bezeichnet. Dies liegt vor allem daran, weil Bosnien gleich über mehrere Top-Stars verfügt, die alle im besten Fußballer-Alter sind.
Vor allem in der Offensive brauch sich das junge Land vor den großen Fußballnationen nicht zu verstecken. Angeführt wird der bosnische Angriff von Edin Dzeko (Manchester City). Der 28-jährige ist mit 33 Toren nicht nur Bosniens Rekordtorschütze, sondern hatte auch großen Anteil an der erfolgreichen WM-Qualifikation. Unterstützt wird Dzeko im Angriff von Vedad Ibisevic vom VfB Stuttgart, der Angreifer dürfte den Fans in Deutschlands bestens bekannt sein. Ibisevic ist ein klassischer Strafraumstürmer der sich auch nicht zu schade in der Defensive mitanzupacken.
Im Mittelfeld verfügt man mit Miralem Pjanic (AS Rom) und Senad Lulic (Lazio Rom) über zwei internationale Topspieler. Beide haben eine starke Saison hinter sich und dürften auch bei der WM für ordentliches Aufsehen sorgen. Die Abwehr wird von einem Bundesliga-Quartett dominiert, Emir Spahic (Bayer Leverkusen), Sead Kolasinac (FC Schalke 04), Ermin Bicakcic (TSG 1899 Hoffenheim), Mensur Mujdza (SC Freiburg) verfügen über genügend internationale Erfahrung. Auch im Tor kann man mit Asmir Begovic (Stoke City) einen absoluten Spitzenmann, der der gesamten Mannschaft den nötigen Rückhalt gibt.
Der Star der Mannschaft
Unangefochtener Anführer des Teams ist Edin Dzeko, der frühere Stürmer vom VfL Wolfsburg spielt mittlerweile in der Premier League, beim englischen Meister Manchester City. Dzeko ist für viele Fans und Experten der komplette Stürmer, der nicht nur durch seine Große und Robustheit überzeugt, sondern auch in der Lage ist technisch anspruchsvollen Fußball zu spielen.
Mit 28 Jahren ist er bereits Bosniens Rekordtorschütze die Wahrscheinlichkeit, dass er als erster Torschütze Bosniens bei einer Fußball-WM nochmals in die Geschichtsbücher seines Landes eingeht ist sehr groß.
Der Trainer
Großen Anteil am Erfolg Bosniens hat Nationaltrainer Safet Susic, der in den 1980er Jahren zu den besten europäischen Offensivspielern zählte und seit März 2010 die Nationalmannschaft seines Heimatlandes führt. Ihm gelang es, aus einem Haufen Individualisten eine ernstzunehmende Truppe zu formen. Sein größter Verdienst dürfte aber sein, dass er es auch schaffte, die Politik aus der Nationalmannschaft zu vertreiben und einte so auch die verschiedenen Ethnien. In der Nationalelf ziehen inzwischen alle am selben Strang, seien es Bosniaken, Kroaten oder Serben.
Susic, der selbst als Spieler an den Weltmeisterschaften 1982 und 1990 mit Jugoslawien teilgenommen hat, verstand es aber auch, die richtige Taktik für seine Schützlinge zu finden. Offensiv waren die Bosnier schon immer gefällig, doch defensiv kam so manche Vorstellung einer Katastrophe gleich. Das hat sich mittlerweile grundlegend geändert: Bosnien-Herzegowina zeigt sich zwar noch immer angriffslustig, verfügt nun aber auch über eine solide Deckung.
WM-Aussichten
Bosnien-Herzegowina wird in Brasilien erstmals bei einer WM dabei sein und sieht sich zudem einem gewaltigen Druck ausgesetzt. Vor allem die Tatsache, dass der Fußball das Land einen soll, kommt einer unmenschlichen Bürde gleich. Auch die extreme Euphorie, die in Bosnien inzwischen entfacht wurde, könnte hinderlich sein, andererseits kann sie dem Team auch enormen Auftrieb geben.
Bosnien hat eine durchaus machbare Gruppe erwischt. Auftaktgegner am 16. Juni ist zwar Topfavorit Argentinien. Aber Nigeria (22. Juni) und, zum Abschluss der Gruppe F gegen den Iran (28. Juni) ist alles offen. Das Ziel Achtelfinale scheint daher durch realistisch zu sein, auch wenn manch ein Experte den Bosniern mehr zutraut. Serbiens Fußball-Ikone Dragan Stojkovic, der einst mit Susic zusammengespielt hat, prophezeit, dass die Bosnier den jugoslawischen Erfolg von der WM 1990 in Italien wiederholen werden, als man im Viertelfinale erst im Elfmeterschießen an Gastgeber Italien scheiterte.