Chile konnte sich als Dritter der Südamerikastaffel (hinter Argentinien und Kolumbien) für die WM-Endrunde qualifizieren. Der Rückstand auf Lionel Messi & Co. betrug am Ende lediglich vier Punkte. Dabei lief es zwischendurch alles andere als gut für Chile, nach vier Siegen aus sechs Spielen zu Beginn der Qualifikation folgten plötzlich drei Niederlagen in Folge und Claudio Borghi wurde durch Jorge Sampaoli ersetzt. Mit Sampaoli kam der Erfolg zurück, Sechs Spiele ohne Niederlage, davon fünf Siege und ein Unentschieden reichten für das direkte WM-Ticket und die zweite Teilnahme an einer WM-Endrunde in Folge.
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Mit 29 Toren in 16 Spielen stellte man den zweitbesten Angriff hinter Gruppensieger Argentinien, zeigte aber auch in der Defensive mit 25 Gegentore deutliche Schwächen. Arturo Vidal und Eduardo Vargas waren mit jeweils fünf Treffern die besten Torschützen.
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Die chilenische Nationalmannschaft
In Deutschland wir die chilenische Fußball-Nationalmannschaft sicherlich zunächst mit Arturo Vidal (Juventus Turin) assoziiert. Der defensive Mittelfeldspieler Stand von 2007 bis 2011 bei Bayer Leverkusen unter Vertrag und absolvierte über 100 Pflichtspiele für die Werkself.
Doch Chile verfügt über einen Kader der mit zahlreichen weiteren Top-Spielern punkten kann. Im Sturm bilden Alexis Sanchez (FC Barcelona) und Eduardo Vargas (FC Valencia) ein gefährliches Duo. Als Backup steht Mauricio Pinilla (Cagliari Calcio) zur Verfügung.
Auch im Mittelfeld ist reichlich Qualität vorhanden, angefangen von Gary Medel (Cardiff City), über Mauricio Isla (Juventus Turin) oder Mati Fernandez (AC Florenz). Im Tor steht mit Claudio Bravo (Real Sociedad) ein Routine zwischen den Pfosten der sich bereits bei der WM 2010 in Südafrika als wahrer Rückhalt präsentierte.
Weitere leistungsstarke Perspektivspieler wie Marcelo Diaz (FC Basel) und Jean Beausejour (Wigan Atletic) sorgen dafür, dass Chile auch in der Breite über genügend qualitative Alternativen verfügt und durchaus in der Lage ist Ausfälle adäquat zu ersetzen.
Der Star der Mannschaft
Der Star der Mannschaft bei den Chilenen ist ohne Frage Arturo Vidal. Der 26-jährige hat sich nach seinem Wechsel von Leverkusen zu Juventus Turin zu einem der besten defensiven Mittelfeldspieler der Welt entwickelt. In Deutschland war Vidal für seine kompromisslosen und harten Zweikämpfe bekannt die ihm zahlreiche rote Karte einbrachte. In Italien hingegen hat sich Vidal zu einem wahren Torjäger entwickelt. In rd. 100 Spielen für die alte Dame erzielte er knapp 30 Tore, eine eindrucksvolle Bilanz für einen Mittelfeldspieler. Auch während der WM-Qualifikation hat er seine Torgefahr für Chile unter Beweis gestellt und fünf Tore erzielt. In 52 Spielen kommt er mittlerweile auf acht Länderspiel-Tore.
Ähnlich wie in Turin genießt Vidal auch in der chilenischen Nationalmannschaft große Freiheiten im Mittelfeld und wandert regelmäßig zwischen Offensive und Defensive. Es gibt wenige Spieler auf seiner Position die technisch so versiert sind und die Kombination aus Torgefahr und Zweikampstärke macht ihn so unverzichtbar für die La Roja.
Spieler im Fokus
Auch wenn über 90 Prozent der Chilenen ihr Geld im Ausland verdienen dürfte den Fußball-Fans in Deutschland nur die wenigsten Namen etwas sagen. Vor allem Vidal-Mannschaftskollege Mauricio Isla dürfte bei der WM 2014 unter besonderer Beobachtung stehen. Der 25-jährige wechselte im Sommer 2012 von Udinese Calcio nach Turin und steht dort kurz vor dem Durchbruch.
Neben Vidal steht vor allem Alex Sanchez vom FC Barcelona im Fokus, während der 25-jährige bei den Katalanen zwischen Startelf und Reservebank schwankt, ist er in Chile absolut gesetzt. Über welche Qualitäten er verfügt belegt ein Blick auf die aktuelle Statistik, in der Primera Division erzielte Sanchez diese Saison 18 Tore und bereitete weitere 12 vor. Mit 41 Torbeteiligungen in 57 Spielen ist er einer der Top-Scorer in Europa.
Auch Felipe Gutierrez (Twente Enschede) und Eduardo Vargas erhoffen sich viel von der WM 2014. Die beiden gelten als die größten Nachwuchshoffnungen Chiles und werden in Brasilien ihr erstes großes internationales Turnier absolvieren. Während Gutierrez sich in Twente bereits zu einem Stammspieler entwickelt hat, kommt auch Vargas nach seinem Wechsel vom SSC Neapel zum FC Valencia immer besser in Tritt.
Der Trainer
Auch wenn Jorge Sampaoli sein erstes Spiel als chilenische Nationaltrainer verlor, legte er anschließend aber eine fulminante Serie hin und gewann insgesamt fünf der sieben ausstehenden Begegnungen. Besonders die Abwehr stand stabiler, unter Borghi hatte Chile im Schnitt noch satte zwei Tore pro Partie kassiert. Von den Trainer-Kollegen wurde Sampaoli zum besten Coach der Südamerika-Qualifikation gewählt. Vor seiner Tätigkeit als Nationalcoach feierte der Argentinier mit Universidad de Chile große Erfolge. Mit La U gewann er insgesamt drei Meisterschaften und eine Copa Sudamericana.
Sampaoli schaffte es kurz nach seinem Amtsantritt jene Gier und Siegeswillen zurückzubringen, für die Chile schon unter der Trainerikone Marcelo Bielsa berüchtigt war und die sie auch zur WM 2010 führte. Sampaoli macht kein Geheimnis daraus dass Bielsa eine Art Vorbild von ihm ist, an dem er sich durchaus orientiert.
WM-Aussichten
Auch wenn die Euphorie nach der direkten WM-Qualifikation groß ist in Chile, so kehrte nach der Auslosung der Vorrunde ein wenig Ernüchterung bei den Südamerikanern ein. Chile hat nicht nur nach Meinung zahlreicher Experten und Fans die schwerste Gruppe der WM erwischt, sondern hat auch objektiv betrachtet eine Mammutaufgabe vor sich wenn man das Minimalziel Achtelfinale erreichen möchte.
In der Vorrundenphase wartet in der Gruppe B neben Weltmeister Spanien auch Vizeweltmeister Niederlande und die nicht zu unterschätzenden Australier. Doch Chile hat sich durch starke Auftritte in der WM-Qualifikation gewaltigen Respekt verschafft und nicht wenige sehen Chile auf einem Level mit den Niederlanden. Besonders bitter für Chile ist die Tatsache, dass selbst wenn man seinem Geheimtipp-Image gerecht wird und die Gruppenphase übersteht, könnte im Achtelfinale mit Brasilien schon der nächste Kracher lauern.