Die französische Fußball-Nationalmannschaft hatte wohl die schwierigste Aufgabe aller europäischen Teams in der Qualifikation zur WM 2014. Die Equipe Tricolore spielte in einer Gruppe mit dem amtierenden Weltmeister Spanien. Es kam wie es kommen musste, nach einem Unentschieden und einer Niederlage gegen Spanien sowie weiteren fünf Siegen und einem Remis gegen Georgien sicherte sich Frankreich den zweiten Platz in der Gruppenphase hinter den Iberern.
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In den WM-Playoffs traf man auf die Ukraine und ging als klarer Favorit in dieses Duell. Nach der 0:2 Hinspiel-Niederlage stand man jedoch kurz vor dem vorzeitigen WM-Aus. Dank einer überragenden Leistung im Rückspiel und eines 3:0 Erfolgs in Paris setzte man sich jedoch doch noch gegen den EM-Gastgeber von 2012 durch und löste das WM-Ticket für Brasilien.
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Die französische Nationalmannschaft
Ähnlich wie Spanien, Italien, Deutschland oder die Niederlande haben auch die Franzosen einen Kader der nur so vor Qualität strotzt. Angefangen über Superstar Franck Ribery (FC Bayern München), Stürmer Karim Benzema (Real Madrid) oder Olivier Giroud (FC Arsenal) in der Offensive. Über das Mittelfeld mit Paul Pogba (Juventus Turin), Yohan Cabaye und Blaise Matuidi (beide Paris St. Germain) bis hin zur Defensive mit Raphaël Varane (Real Madrid), Eliaquim Mangala (FC Porto) und Mamadou Sakho (FC Liverpool).
Es gibt kein Mannschaftsteil in dem Frankreich nicht über 2-3 internationale (Super)Stars verfügt. Selbst im Tor hat man mit Hugo Lloris (Tottenham Hotspur) einen den besten seiner Zunft.
Doch ausgerechnet die große Auswahl und Qualität im Kader von Didier Deschamps ist auch zugleich eins der größten Probleme dieser Auswahl. Deschamps muss aus den vielen hochbegabten Einzelkönnern ein Team formen. Seine Vorgänger Laurent Blanc und Raymond Domenech sind genau an dieser Aufgabestellung gescheitert. Auch während der WM-Qualifikation bzw. der Playoff-Spiele, als es kriselte, war deutlich erkenntlich, dass Frankreich bei weitem noch nicht so geschlossen agiert wie die Weltmeister-Generation rund um Zinedine Zidane und Fabian Barthez. Ein weiteres Problem: Leistungsträger wie Benzema, Mathieu Valbuena, Lloris und allen voran Ribery rufen im blauen Trikot viel zu selten ihre Bestform ab. Insbesondere vor diesem Hintergrund nimmt Frankreich nach Meinung vieler Experten „nur“ die Rolle eines Außenseiters bei der WM 2014 ein.
Der Star der Mannschaft
Ohne Frage, es fällt schwer einen Spieler unter diesen vielen Stars besonders hervorzuheben, dennoch gibt es einen Ausnahmekönner der in den vergangenen Monaten und Jahren eine ganz besondere Beziehung zu der französischen Nationalmannschaft entwickelt hat und auf den in brenzligen Situationen alle Augen gerichtet sind – Franck Ribery.
Europas Fußballer des Jahres 2013 hat sich in den vergangenen knapp drei Jahren vom Saulus zum Paulus entwickelt. Nach der verkorksten WM 2010, mit dem Spielerboykott bei dem auch Ribery eine führende Rolle gespielt hat, und privaten Skandalen ist der 30-jährige stärker zurückgekommen als viele gedacht hätten. Durch konstante Leistungen im Verein hat sich Ribery auch das Vertrauen der französischen Fans peu a peu wieder erspielt. Bereits in der WM-Qualifikation war Ribery einer der stärksten Spieler von Deschamps, beim 3:0 Erfolg in den Playoffs gegen Ukraine bereitete er zwei Treffer vor und wurde von vielen Experten als Spieler des Spiels bezeichnet.
Ähnlich wie bei Lionel Messi gibt es aber auch immer wieder Kritiker die Ribery vorwerfen in Nationalteam nicht jene Leistungen abzurufen die er im Trikot der Bayern Woche für Woche zeigt. Er selbst macht kein Hehl aus diesem Umstand, führt dies jedoch auch auf das mangelnde Vertrauen zurück welches im oftmals in Frankreich entgegen gebracht wurde.
Spieler im Fokus
Der Shooting Star in der französischen Nationalmannschaft heißt Paul Pogba. Der 21-jährige Mittelfeldspieler von Juventus Turin hat sich binnen zwei Jahren zum Stammspieler bei der Italienern entwickelt und spielt auch unter Deschamps mittlerweile eine tragende Rolle.
Im Sommer 2013 sicherte sich Pogba mit der französischen Junioren-Auswahl den Titel bei der U20-WM in der Türkei. Darüber hinaus wurde er selbst zum besten Spieler des Turniers gewählt und wurde Anfang des Jahres von der FIFA zum Golden Boy 2013, dem besten Nachwuchsspieler der Welt gekürt.
Neben Pobga steht mit Raphaël Varane ein weiterer Jungspund bei der WM 2014 in Brasilien im Fokus. Der 20-jährige Innenverteidiger wird von vielen als der beste Nachwuchs-Innenverteidiger der Welt bezeichnet und konnte sich, ähnlich wie Pobga, einen Stammplatz bei den Königlichen sichern. Ende 2013 fiel er jedoch mit einer Knieverletzung rd. drei Monate aus, dürfte jedoch bis zur WM-Endrunde wieder voll einsatzbereit sein.
Der Trainer
In den vergangenen Jahren kehrte nie wirklich Ruhe ein in Sachen Traineramt bei den Franzosen. Nach dem Fiasko bei der WM 2010 trat Raymond Domenech zurück, auf diesen folgte Laurent Blanc. Aber auch Blanc musste nach der EM 2012 und dem Erreichen des Viertelfinals vorzeitig seinen Hut nehmen bzw. gab diesen freiwillig ab.
Von Didier Deschamps der die Mannschaft nach Brasilien führte erhofft man sich nun Kontinuität, der Welt- und Europameister ist eine Autoritätsperson im französischen Fussball, der jedoch das richtige Gespür für seine Spieler hat. Das Vertrauen in ihn ist groß und so wurde sein Vertrag nach der erfolgreichen WM-Qualifikation vorzeitig bis 2016, zur Heim-EM in Frankreich verlängert.
Vor seiner Zeit bei der Equipe Tricolore trainierte Deschamps unter anderem bereits Spitzenvereine wie den AS Monaco, Juventus Turin oder Olympique Marseille. Der 45-jährige genießt keinen Ruf als knallharter Reformer, setzt jedoch auch in der französischen Nationalmannschaft zunehmend auf junge Spieler wie Pogba und Varane.
WM-Aussichten
Aufgrund der individuellen Klasse gehört Frankreich zwangsläufig zum erweiterten Favoritenkreis, dennoch ist Les Bleus derzeit (noch) nicht auf Augenhöhe mit Spanien, Brasilien oder Deutschland. Vor der Auslosung der WM-Gruppen herrschte eine gewisse Angst in Frankreich weil das Team nicht gesetzt war. Mit der Schweiz, Ecuador und Honduras hat man jedoch eine durchaus machbare Aufgabe erwischt.
Auch Deschamps zeigte sich glücklich und wies das Erreichen der K.o.-Phase als klares Zwischenziel aus. Um dort jedoch Argentinien aus dem Weg zu gehen wird Frankreich sicherlich großes Interesse haben sich den ersten Tabellenplatz in der Gruppe E zu sichern. Zum Auftakt trifft man auf Honduras und kann mit einem Auftaktsieg das nötige Selbstvertrauen tanken.